„Archiv der Räume“ von Margherita Spiluttini

„Unbeweglich fließt die Fotografie von der Darstellung zurück zur Bewahrung“, schrieb Roland Barthes in Die Helle Kammer und wies damit auf die archivalische Unausweichlichkeit dieses Mediums hin, dessen Material die Wirklichkeit ist, die aber nie so ist und nie so sein wird wie deren Abzug. Mit der zwiespältigen Natur der Fotografie geht Margherita Spiluttini seit den 1980er Jahren auf besondere Weise um. In ihren Fotoarbeiten tritt Architektur (das scheinbar Feststehende) und das sie flüchtig Umgebende (die Gegend, die Wolken, das alltägliche Beiwerk) in unprätentiösen Arrangements in Erscheinung: als großformatige Komposition voller Umraum, dann wieder als lapidare Folge von thematisch oder geografisch gebundenen Bestandsaufnahmen. In einer beachtlichen Gesamtschau in der Landesgalerie Linz sind nun aus allen Werkgruppen mehr als 200 Fotografien von Margherita Spiluttini ausgestellt, darunter auch zahlreiche Sujets von Archiven (Achleitner-Archiv, Walter Zschokke-Archiv) oder archivbildende Serien wie etwa das 334 Einzelaufnahmen umfassende „Wien Plan“-Projekt von 1984. Im kontextuellen Display von Johannes Porsch zirkuliert in zusätzlichen Diaprojektions-Kammern das Gesamtarchiv der Fotografin, das sich im begleitenden Katalog in gezielten Sichtungen erschließt.

Gabriele Kaiser, Leiterin afo architekturforum oberösterreich

Margherita Spiluttini: Archiv der Räume
Eine Ausstellung der Landesgalerie Linz in Kooperation mit der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur Köln
Bis 31.05.2015, Katalog: 29,- Euro