Reuse and reduce
Architekturstiftung empfiehlt
Woher kommen eigentlich der Stahl, der Beton und das Glas, die wir verbauen, und welche Auswirkungen hat ihre Herstellung auf unser Klima? Solche Fragen spielten in den Werkvorträgen der Architekturschaffenden bisher eher eine untergeordnete Rolle. Architektur muss brennen, Beton muss schweben, aber Ressourcenverbrauch war tabu. Die Dringlichkeit, mit der nun über Bestandsumbau versus Neubau, Weiterbauen und Abrissmoratorien diskutiert wird, signalisiert keinen Trend, sondern einen Paradigmenwechsel.
Die Ausstellung „material affairs – Baustoffe und ihre Ökobilanz“, eine Kooperation der FH Salzburg, der bautechnischen Versuchs- und Forschungsanstalt und der Initiative Architektur, zeigte Materialproben aus allen Baustoffkategorien und stellte einen Bezug zu deren Ökobilanz her. Wie hoch ist der Anteil an nicht erneuerbarer Primärenergie (vereinfacht als „Graue Energie“ bezeichnet) und wie viel kg CO2 (genauer müsste es CO2-Äquivalente heißen) verursacht die Herstellung eines Quadratmeters Stahlbeton mit der charakteristischen Dicke von 20 cm, eines ungebrannten Lehmziegels oder einer Dreischeiben-Isolierverglasung gleicher Größe?
Die Reaktionen in der Ausstellung, in der im Übrigen auch konkrete Reuse-Projekte wie das Handelszentrum 16 (smartvoll architekten), die
Wohnanlage Inhauser (Christoph Scheithauer und Stijn Nagels) und die im Umbau befindliche Volksschule in Adnet (huber-theissl architekten) vorgestellt wurden, zeigten, dass selbst Fachleute davon keine Ahnung haben.
Eine Dokumentation der Ausstellung in Buch- form ist in Vorbereitung und kann über die Initiative Architektur (vor-)bestellt werden. Die
ausgestellten Werkstoffe wurden übrigens nicht entsorgt, sondern bilden den Grundstock für eine Materialbibliothek, mit den hinterlegten Ökobilanzdaten an der FH Salzburg.
- Roman Höllbacher (Initiative Architektur Salzburg)