Stadtmöblierung am Karlsplatz
Architekturstiftung warnt
Otto Wagner wird die Äußerung zugeschrieben, der Karlsplatz sei kein Platz, sondern eine Gegend. Die Erweiterung des Wien-Museums wäre eine Gelegenheit gewesen, an diesem Umstand etwas Substanzielles zu ändern. Mit der Entscheidung, die Erweiterung als Aufstockung des Bestands und nicht als städtebauliches Projekt zu realisieren, hat man diese Gelegenheit für die nächsten hundert Jahre vertan. In diesem Umfeld treibt auch die Stadtmöblierung seltsame Blüten. Die elliptischen Pflanzflächen im leicht abschüssigen Gelände sind nicht einfach zu bespielen. In der Sitzfibel, die der Stadt Wien seit 2021 als Richtschnur für Stadtmöblierung dient, hätten sich Beispiele gefunden, mit solchen Situationen umzugehen. Aber vor der Kulisse der Karlskirche musste es offenbar etwas „Besonderes“ sein. Der verantwortliche Freiraumplaner Karl Grimm entschied sich für ein Produkt aus dicht geschlichteten, an den Enden abgerundeten Holzblöcken, die auf einer Stahlunterkonstruktion montiert sind. Dass man auf diesem Querschnitt nicht länger als fünf Minuten sitzen kann, mag Absicht sein, um Touristen auf Trab zu halten. In Kombination mit den abgestuften Bruchsteinmauern aus den 1970er-Jahren und
den wie angespült wirkenden Mülleimern und Lichtmasten in der Umgebung wirkt das Ganze etwas rustikal. Ein so wichtiger Ort hätte eine weniger dilettantische Behandlung verdient.