RaumGestalten Broschüre 2010/11
Dokumentationsbroschüre der Architekturprojekte des Schuljahres 2010/11 ist erschienen.
Ein kompetenter Umgang mit Raum gehört zu den wesentlichen Merkmalen jeder Gesellschaft - denn fast das ganze Leben verbringen Menschen in gestalteter Umwelt. Die Vermittlung entsprechender Kenntnisse ist damit eine zentrale Aufgabe, die sowohl gesellschaftliche als auch ökonomische Aspekte hat. Denn die meisten Menschen geben den Großteil ihres Lebenseinkommens für Dinge aus, die mit dem Bauen und Wohnen sowie mit Raumnutzung zu tun haben: für Miete oder Wohnungs- und Hauskauf oder für die Errichtung von Eigenheimen und Wochenendhäusern. Ebenso auch für mannigfache Betriebskosten: fürs Heizen und Kühlen, für Abwasser oder Kanal. Und für unterschiedliche Mobilitätskosten: für Fahrten zur Arbeit, in die Schule, zum Einkaufen oder in die Freizeit.
Das Leben wird somit umfassend davon beeinflusst, wo und wie wir wohnen, arbeiten und ausspannen. Dabei geht es für jeden Menschen darum, eine Lösung zu finden, die individuellen Ansprüchen genügt, die aber darüber hinaus auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung in sich trägt.
Diese Verantwortung bewusst zu machen und dabei zu helfen, mündige Entscheidungen zu treffen, ist Ziel der Baukulturvermittlung und der Projektreihe RaumGestalten. Die Projekte für alle Schulstufen und -typen vermitteln vor allem die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte in Bezug auf Raum und Architektur zu reflektieren, Entstehungsprozesse, Rahmenbedingungen und Zielkonflikte im Planungsgeschehen zu erkennen und zielorientiert an Lösungen zu arbeiten.
Die Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, früh mit diesen Vermittlungsaktivitäten zu beginnen, um ein nachhaltiges Verständnis zu fördern. Denn Kinder und Jugendliche sind sehr interessiert an ihrer Umwelt, nehmen diese mit viel Aufmerksamkeit wahr und wollen (und sollen) sich einmischen. Denn sie sind die NutzerInnen und vielleicht auch die BauherrInnen, BürgermeisterInnen, ProjektentwicklerInnen, PolitikerInnen, LehrerInnen oder PlanerInnen von morgen!
Baukulturvermittlung kann dabei einen Beitrag leisten, um die Menschen seh-, sprach- und damit entscheidungsfähig zu machen und zu einer verantwortungsvollen Teilnahme an der Gesellschaft zu befähigen. Im Kontext aktueller gesellschaftlicher und bildungspolitischer Entwicklungen ist Architektur- / Baukulturvermittlung ein wichtiger Baustein. Sie leistet wesentliche Beiträge zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen für die Herausforderungen der Zukunft: Die Aneignung von kulturellen Basiskompetenzen und der Aufbau von sozialen, kognitiven und emotionalen / affektiven Kompetenzen bietet Chancen für alle Begabungen, stützt die Entwicklung zur Teamfähigkeit und liefert anschauliche Beiträge zur Berufsorientierung. Als Querschnittsmaterie mit ästhetischen, technischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten ist sie ein Beispiel für vernetztes und nachhaltiges Herangehen an unterschiedliche Aufgabenstellungen und zur Lösung von Zielkonflikten.
Raum beeinflusst unser persönliches Wohlergehen und unser soziales Zusammenleben. Raum kann bewirken, dass man sich gut aufgehoben und wohl fühlt, aber genauso das Gegenteil. Denn man kann nicht nicht von Raum umgeben sein. Dabei soll Baukulturvermittlung für junge Menschen nicht die kritiklose Übernahme von normierten ästhetischen Konzepten sein, sondern die Fähigkeit schulen, Architektur/Gestaltung in ihrer Vielfalt wahrnehmen zu können. Daher steht auch nicht ein Unterricht in Architektur, oder das Ausbilden von ‚kleinen ArchitektInnen’ im Vordergrund, sondern primär das Wecken von Raumverständnis und das Aufzeigen der Gestaltbarkeit und damit Beeinflussbarkeit von gebauter Umwelt.
RaumGestalten wird getragen von KulturKontakt Austria, der Architekturstiftung Österreich, der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten und dem Institut für Schul- und Sportstättenbau. Wesentlich ist dabei eine enge Kooperation von SchülerInnen, LehrerInnen und externen ExpertInnen. Ein Fachjury wählt jene Projekte aus, deren Umsetzung finanziell und methodisch unterstützt wird. Die Ergebnisse sind in Broschüren dokumentiert, die kostenlos bei den Projektpartnern erhältlich sind, und Anregungen für die Beschäftigung mit dem weiten Thema ‚Raum’ bieten.
Barbara Feller