x-LArch Konferenz 2018 PARK POLITICS
Zur Rolle der Politik für die Gestaltung des öffentlichen Raums
Die Politik ist tot – es lebe die Politik!
Es ist an der Zeit die Rolle der Politik für die Gestaltung des öffentlichen
Raums zu betrachten. In der post-politischen Ära hat sich vordergründig
die Ökonomie als leitende Rationale für seine Gestaltung durchgesetzt:
Errichtungs-, Pflege- und Erhaltungskosten spielen eine dominante
Rolle. Andererseits findet genau hier eine Re-Politisierung statt, die sich
nicht zuletzt im Park zeigt. In den dichter werdenden und wachsenden
Städten ist die Frage, wem welcher Frei-Raum zugestanden wird,
ausschlaggebend für die Art des Zusammenlebens. Parks sind
lebensnotwendige öffentliche Räume. Ihre Gestaltung, ihre Erhaltung
und ihre Benutzung folgen sichtbaren und unsichtbaren Regeln, die von
der Politik bestimmt werden.
X-LArch stellt Freiräume in den Mittelpunkt
Im Park schlagen sich gesellschaftliche Leitbilder nieder, ganz gleich ob
Verhaltensnormen oder Auffassungen über den richtigen Umgang mit
Natur. Landschaftsarchitektur ist als eine die Umwelt gestaltende
Disziplin hierbei ähnlichen Rahmenbedingungen unterworfen wie
andere kreative Produktionsprozesse. Die Konferenz geht der Frage
nach, welche Regeln sich in der Gestaltung niederschlagen, wer sie
formuliert und auf welchen ideellen Fundamenten sie stehen. Die Suche
nach dem politischen Subtext der (Park-)Gestaltung soll Anhaltspunkte
dafür erörtern, wie Ideale und Konzepte für ein gut funktionierendes und
gerechtes Zusammenleben umgesetzt wurden und werden können.
Wie sich das Politische im Raum ausdrückt
Der Schweizer Grafikdesigner Ruedi Baur setzt sich mit Fragen der
territorialen Identität auseinander und zeichnet für internationale
Projekte der Signaletik und des Corporate Design, wie für die Stadt
Lyon, verantwortlich. Seine kritische Designforschung an der
Schnittstelle von Theorie und Praxis zeigt die Gestaltung des
öffentlichen Raumes als Ausdruck von gesellschaftlichen Bedingungen
und Spiegel politischer Vorgaben. Eine gesellschaftskritische
Perspektive bringt auch Bernd Belina ein, Geograph an der Frankfurter
Goethe Uni, der sich im Rahmen einer politischen Geographie und
kritischen Kriminologie mit Fragen von Regulierung und Überwachung
des öffentlichen Raums auseinandersetzt, wie es Wien gerade am
Praterstern diskutiert oder exekutiert wir.
Funktionierendes Zusammenleben fördern
Wie ein partizipatorischer Umgang aussehen kann, berichtet die
amerikanische Künstlerin Emily Eliza Scott, die derzeit an der ETH
Zürich forscht. Mit ihrem Kunstkollektiv Los Angeles Urban Rangers hat
sie ortsspezifische Programme zur gebauten Umgebung entwickelt,
welche die Landschaftsarchitektur um eine konzeptionell-künstlerische
Dimension erweitert. Vom Londoner Landschaftsarchitekturbüro J&L
fragen Johanna Gibbons und Neil Davidson nach der sozialen
Dimension von Freiräumen, wenn etwa in der Nachbarschaft von teuer
gehandelten Olympia-Arealen sozial schwächere Gruppen ins
Hintertreffen geraten. Sie setzen auf sozialen Ausgleich und kleine
Strukturen bei hohem gestalterischem Anspruch, eine
Herangehensweise, die auch für die Nachbarschaft des Wiener
Sonnwendviertels Vorbildwirkung entfalten könnte. Aus der Praxis der
heimischen Landschaftsarchitektur berichtet Isolde Rajek. Sie hat mit
ihrem Büro rajek barosch in einem Studien-Team für die Neugestaltung
der Per-Albin-Hansson Siedlung im Rahmen der IBA 22 einen
konzeptionellen Ansatz entwickelt, der den ursprünglichen hohen
politischen Anspruch an die Qualität des Wohnens dauerhaft auf die
umgebenden Grünräume erweitern soll.
Club Med, Girona, Gleisdreieck Berlin – Great City Parks
Einen sozialen Zugang zum öffentlichen Raum zeigt auch der
katalanische Landschaftsarchitekt Martí Franch Batllori, der, nachdem
er mit dem aufsehenerregenden Rückbau einer Club-Med-Anlage eine
Reihe von Preisen erringen konnte, ein partizipatives Projekt zur
Transformation des Grüngürtels rund um die Stadt Girona und damit
den mutigen persönlichen Paradigmenwechsel vom distanzierten
gestalterischen Anspruch zur prozesshaften Herangehensweise
realisierte. Ähnliches wird Leonard Grosch vom Atelier-Loidl in Berlin
berichten, der mit dem Park am Gleisdreieck auf einen von einer
Bürgerinitiative angestoßenen 15 Jahre dauernden
Realisierungsprozess zurückblicken kann, der sich vor allem durch die
Verteidigung des Freiraumes und die Bewahrung eines Restes Wildnis
inmitten der gestalteten Parklandschaft auszeichnet. Wird der
Nordbahnhof halten, was das Gleisdreieck verspricht? Den
Schlusspunkt setzt Samstagmittag der kanadische Stadtforscher und
Landschaftsarchitekt Alan Tate, der als Verfasser des Standardwerks
‚Great City Parks‘ den Bogen der Park Politics zu schließen vermag.
Internationale Parks und Wiener Exkursionen
Nach drei Tagen intensiver theoretischer Auseinandersetzung mit 6
Keynotes, 8 Sessions und 29 Vorträgen die von Ankara über Bangkok
und Brasilien bis nach Medellín, Oslo und Tel Aviv reichen, geht’s
hinaus in die wirklichen Parks. Zwei Exkursionen führen zur Donau und
nach Favoriten, wo Dagmar Grimm-Pretner und Ulrike Krippner vom ILA
und der Künstler Hannes Gröblacher historische wie aktuelle Einblicke
in die Gestaltung der städtischen Flusslandschaft und das Ende des
Arbeiterbezirkes geben werden. Noch ein wirklicher Park wird eine Rolle
spielen, dann nämlich wenn der Garten des Palais Schönborn den
festlichen Rahmen für die abendliche Garden-Party abgibt, schließlich
hat im 19. Jahrhundert die BOKU selbst in diesem Gebäude residiert.
PROGRAMM
Donnerstag, 7. Juni, 16:00-20:00 im Az W (Eintritt frei)
4 Vorträge mit Ruedi Baur, Grafikdesigner & Vera Baur, Soziologin,
Kulturwissenschaftlerin, Zürich und Paris; Bernd Belina, Professor für Geographie an der
Goethe Universität Frankfurt, Deutschland; Johanna Gibbons, Neil Davidson,
LandschaftsarchitektInnen, J&L Gibbons, London; Emily Eliza Scott, Künstlerin und
Kunsthistorikerin, ETH Zürich, Schweiz; Im Anschluss Drinks & Snacks
Freitag, 8. Juni, 9:00-19:00 auf der BOKU
2 Praxisportraits mit Martí Franch Batllori, Landschaftsarchitekt,EMF, Girona; Isolde
Rajek, Landschaftsarchitektin, rajek barosch, Wien; sowie 6 Parallel Sessions mit 22
Vorträgen zu den Themen Urban Green Negotiated, High Expectations, Decisive
Programs, Travelling Ideas, Park Dilemmas, Park Design Narratives.
20:00 Garden-Party im Palais Schönborn/Volkskundemuseum
Tickets unter http://x-larch.at/2018/tickets/
Samstag, 9. Juni 9:00-14:00 auf der BOKU
Leonard Grosch, Landschaftsarchitekt, Atelier Loidl, Berlin; Alan Tate, Urbanist,
Landschaftsarchitekt, Professor an der University of Manitoba/Canada; sowie 2 Sessions
mit 7 Vorträgen zu den Themen Park History und Collective Efforts
14:30-18:00 2 Exkursionen: Danube Landscapes/To the end of a workers‘ district
Detaillierte Programminfos unter http://x-larch.at/2018/program/
VERANSTALTUNGSORTE
Az W, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Universität für Bodenkultur, Schwackhöfer-Haus, Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien
Volkskundemuseum, Palais Schönborn, Laudongasse 15-19, 1080 Wien