Zwei Kontinente zwischen zwei Buchdeckeln
Architekturstiftung liest
Wer vielleicht lieber in der Sonne Mittelamerikas rösten würde, stattdessen aber im regnerischen Österreich ausharrt, dem sei die Lektüre der neusten aut-Publikation „Zwischen den Kontinenten“ wärmstens empfohlen. Vor etwas mehr als drei Jahren kam es im WEI SRAUM zu einer folgenreichen Begegnung: Rachel, Enkelin des Ehepaars Karl Katstaller und Ehrentraut Katstaller-Schott, die wenige Jahre zuvor aus San Salvador nach Innsbruck übersiedelt war, erzählte Nicola Weber von ihren Großeltern. Die Architekt:innen, die in den 1950er-Jahren gemeinsam nach El Salvador ausgewandert waren und dort maßgeblich an der Architekturmoderne mitgebaut hatten, hinterließen einen reichhaltigen Fundus von Fotografien, Plänen und Zeichnungen, der in ihrem Atelier unentdeckt vor sich hinschlummerte. Nach einer Recherchereise von Ivona Jelčić und Nicola Weber sind daraus eine Ausstellung und ein Buch entstanden, die Leben und Werk des Paares erstmals dokumentieren.
Das Buchcover ziert eine Lochfassade aus Karton, angelehnt an das ornamentale Gitterwerk, das bei einigen Bauten der Katstallers für die notwendige Durchlüftung im tropischen Klima sorgt. Ein lohnender literarischer Ausflug auf 176 Seiten – egal, von welchem Kontinent aus man ihn unternimmt.
„zwischen den kontinenten“ (ISBN 978-3-03860-421-1)
Text: Delia Salzmann (aut. architektur und tirol)