Bilderbuchwohnen oder neue Kollektivitäten 2
Forum - anders als geWohnt, 05.03.2012
Ein Thema, über das zu denken/sprechen/schreiben schon längst hinfällig sein sollte, das aber in größter Breite präsent ist und mit verlockenden Bildern beworben wird: das Einfamilienhaus als Architekturkleinod. Schön anzusehen, energetisch vorbildhaft und eine beliebte Gestaltungsaufgabe. Trotzdem besteht Warnpflicht, auch jenseits der bekannten Argumente wie Infrastrukturkosten, Zersiedelung oder Verkehrsaufkommen: Das Einfamilienhaus schädigt Ihre seelische Gesundheit. Denn auch wenn höchste architektonische Ansprüche erfüllt werden, festigt jedes Einfamilienhaus ein Bild (Wohnen im Grünen, heile Familie, Sicherheit etc.), das unzeitgemäß ist und nicht erfüllbar. Übrig bleiben Rumpffamilien und leere Zimmer und die ursprünglich so erholsam imaginierte Abschottung nach außen erweist sich oft als Einsamkeitsfalle ohne Entrinnen. Alternativen existieren: Immer mehr BürgerInnen entziehen sich dem schönen Schein, die gute alte Wohngemeinschaft feiert ein Comeback und aus den neuen Kollektivitäten erwachsen belebende Neuinterpretationen des Wohnens an sich.
von Eva Guttmann für das HDA Haus der Architektur