Casa Mollino
Forum empfiehlt, 19.11.2012
Turin ist aus mehreren Gründen eine Reise wert, nicht nur wegen des Essens, des urbanen Lebens und der interessanten Architektur, sondern auch, weil sich am Fluss Po eine kleine Wohnung befindet, die von Carlo Mollino von 1962-73 in ein bestehendes Haus konzipiert wurde. Sie ist ein faszinierendes und gleichzeitig auch ein wenig absurdes Artefakt einer spannenden Persönlichkeit, denn Mollino lebte nie darin, sondern plante die Wohnung als Manifest für die Nachwelt. Betritt man das Museo Casa Mollino und genießt eine Führung von Fulvio oder Napoleone Ferrari – einerseits begeisterte Nachlassverwalter, andererseits passionierte Geschichtenerzähler –, so umfängt einen eine eigenwillige, wohnliche, zeitlose und im selben Moment auch irritierende Atmosphäre. Denn letztlich betritt man das räumliche Vermächtnis von Mollino, Ausdruck seiner Privatmythologie, die ein Leben imaginiert, aber gleichzeitig auf das Leben nach seinem Tod ausgerichtet war.
Arno Ritter für das aut. architektur und tirol