Das 11. Gebot: Du sollst baukulturelle Verantwortung tragen
FORUM empfiehlt, 27.04.2015
1959/60 nach Plänen des Wiener Architekten Ladislaus Hruska fertig gestellt, war das Canisiusheim in Horn bis 2008 die Bildungsinstitution für angehende Priester in Österreich. Insbesondere die Kapelle, die über das Heim erschlossen wird, stellt ein wahres Kleinod sakraler Baukunst der Nachkriegsmoderne dar. Und das rundum verglaste Dachgeschoß des Heims ist über die Stadtgrenzen hinaus beliebt, hat es doch auch vielen profanen Veranstaltungen Raum gegeben und einen weiten Blick ins Umland gewährt.
Das alles könnte bald verschwinden, zumal das Canisiuswerk aktuell mit der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft KAMPTAL über den Verkauf des Heims samt Kapelle verhandelt. Ob der Bestand erhalten bleibt, und wenn ja, in welcher Form, wissen die Vertragspartner noch nicht. Die Stadt Horn begrüßt den Bau neuer Wohnungen und ist bereit, die erforderliche Umwidmung vorzunehmen. An Auflagen seitens der Planungs- und Baubehörde ist derweil nicht gedacht.
So dürfte der Fortbestand der wertvollen Architektur allein davon abhängen, ob die Katholische Kirche, konkret die Bischofskonferenz, ihre baukulturelle Verantwortung, die nicht bei barocken Sakralbauten enden darf, wahrnimmt und den Verkauf nicht bedingungslos und rein profitorientiert gestaltet.
Heidrun Schlögl für ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich