Die Klotz Tapes
Forum liest, 06.10.2014
Anlässlich des 30-Jahrjubiläums des Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt (DAM) sind die bisher unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen und Notizen seines charismatischen wie streitbaren Gründungsdirektors Heinrich Klotz (1935–1999) als „Klotz Tapes. Das Making-of der Postmoderne“ erschienen. Mit der programmatischen Eröffnungsausstellung „Revision der Moderne. Postmoderne Architektur 1960–1985“ hatte Klotz versucht, die im Nachkriegsfunktionalismus erlahmte deutsche Architekturdebatte neuerlich zu entfachen und mitinternationalen Positionen zeichenhafter Architektur zu stimulieren. In den Klotz Tapes werden diese Bestrebungen nun mit konkreten, auch sehr persönlichen Erfahrungen unterlegt. Die zwischen August 1979 und Juni 1987 auf Tonband festgehaltenen Arbeitsnotizen leisten nicht nur einen pointierten Diskurs-Beitrag zur (hierzulande noch ausstehenden) Neubewertung der Architektur der 1980er Jahre, sie lesen sich auch wie ein ferner Bericht aus„goldener Zeit“. Ausgestattet mit einem üppigen Ankaufsetat zum Aufbau einer Sammlung zeitgenössischer Architektur konnte Klotz quer durch Europa und Nordamerika reisen und „Trophäen“ von geschätzten Architekten wie Koohlhaas, Rossi, und Venturi erwerben, ehe ihm die Preisspirale eines überhitzten Kunstmarkts und das aufblühende Starwesen einen Strich durch die Rechnung machten.
von Gabriele Kaiser für das afo architekturforum oberösterreich
„Die Klotz-Tapes: Das Making-of der Postmoderne“, ARCH+ 216, ISBN-10: 3931435288 , ISBN-13: 978-3931435288