… einen Blick zurück in die Zukunft des Rationalen
FORUM empfiehlt, 11.10.2010
„Vorfabrikation“, „Serialität“ und „System“ – diese in den Salzburger Sommerseminaren von Konrad Wachsmann propagierten Themen gaben der Architektur Ende der 1950er Jahre einen verheißungsvollen Anstoß in eine rational-konstruktive Richtung jenseits symbolischer Deutungslast. Ein Schlüsselwerk dieser Auffassung, das Seelsorgezentrum Steyr-Ennsleiten, feierte kürzlich – mit Pfarrfest und einer von der ig architektur steyr organisierten Ausstellung – sein 40-jähriges Bestehen. J. G. Gsteu und die arbeitsgruppe 4 (Friedrich Kurrent und Johannes Spalt waren für Friedrich Achleitner, der sich der Literatur zugewandt hatte, eingesprungen) legten bereits 1958 einen ersten Wettbewerbsentwurf für das in einer Arbeitersiedlung situierte Seelsorgezentrum vor. Die „Haltbarkeit“ eines rationalen Gedankens beweist der Lokalaugenschein: Die raumprägende Tragstruktur aus vorgefertigten Stahlbeton-Stützen in X-Form in Verbindung mit einem den Kräfteverlauf zeigenden Ringbalken aus Ortbeton hat seine konzeptionelle Frische bewahrt, auch wenn für die Außenhaut statt einer Profilit-Verglasung Durisol-Platten zum Einsatz kamen.
Gabriele Kaiser
für das afo architekturforum oberösterreich