Freunde von Freunden

Wenn man wissen möchte, wie man als kreativer Mensch zeitgenössisch leben sollte, ist ein Blick auf die Webseite www.freundevonfreunden.com zu empfehlen. Das Berliner Portal präsentiert Homestorys von mehr oder weniger jungen Kreativen rund um den Globus. Sehr dezent wird diese Webseite von der passenden Computerfirma, einer in der Szene beliebten Fahrzeugmarke – nur die älteren Modelle –, aber auch von einer Wiener Förderstelle unterstützt. Wenn man die Berichte betrachtet, kann man feststellen, dass sich eine einst fortschrittliche, wenn nicht sogar avantgardistische Lebensstile pflegende Bevölkerungsgruppe gegenwärtig in großem Umfang retrospektiver Ästhetik zugewandt hat. Persönliche Memorabilien und Flohmarktfunde werden sorgsam drapiert und suggerieren eine gewisse Zeitlosigkeit der Wohnumgebung. Es scheint ein wenig, als würde jene Personengruppe, die eigentlich die (ästhetische) Zukunft gestalten könnte, mithilfe von alten Fahrrädern, Plattenspielern und Analogkameras vor der im Moment schwierigen Herausforderung, Visionen zu entwickeln, flüchten.

von Markus Bogensberger für das Haus der Architektur Graz