Lackner gegen Geld
forum warnt, 19.10.2015
Die Bauten der Nachkriegsmoderne kommen in die Jahre und sind zunehmend gefährdet abgerissen, thermisch zu Tode saniert oder anderwertig missbraucht zu werden, da im öffentlichen wie privaten Bewusstsein größtenteils nur wenig Verständnis für ihre Qualität besteht. So auch im Fall des Grottenbades von Josef Lackner in Innsbruck, das er 1969 für Paul Flora neben dessen Wohnhaus auf der Hungerburg plante und das zu einer der spannendsten Raumerfindungen von Lackner zählt. Nicht ohne Grund wurde das Bad von Bettina Götz auf der Biennale in Venedig gezeigt, denn es besticht durch sein strukturelles wie raumdramaturgisches Konzept. Nach dem Tod von Paul Flora wurde das Grundstück von der Familie an einen Investor verkauft, der aufgrund des hohen Grundstückpreises in dieser Lage beide Gebäude abreißen und einen Wohnbau errichten will. Zwar bemüht sich die Stadt Innsbruck und das Denkmalamt das Ensemble zu erhalten, es besteht aber die Gefahr, dass die Pragmatik der ökonomischen Verhältnisse den kulturellen und architektonischen Wert des Bades aushebeln wird. Was ist uns die Nachkriegsmoderne Wert?
Text von Arno Ritter für das aut - architektur und tirol