„Lügen“
FORUM warnt und empfiehlt, 27.10.2008
Ich warne ganz allgemein und in der Architektur im besonderen vor DER so genannten Wahrheit und ihren ideologischen Verwandten, der pathosgetränkten Ehrlichkeit zum Beispiel, der Eindeutigkeit im Entweder-oder-Denken und empfehle, sich mehr mit der Kulturleistung „Lüge“ und ihren FreundInnen zu beschäftigen, also mit der Philosophie des Sowohl-als-auch, dem Echt-falschen, der Ambivalenz und der Ironie.
Ich meine damit nicht jene primitiven „politischen“ Strategien, nicht naive architektonische Fälschungen oder abgeschmackten Lebenslügen, sondern auf Basis einer skeptischen, da komplex denkenden Lebenshaltung das kultivierte Spiel mit den vielen auch unterschiedlichen Wahrheiten, die letztendlich die Welt zusammenhalten und die Architektur ausmachen.
Denn seien wir doch ehrlich, muss denn Architektur wirklich ehrlich oder wahr sein, und was bedeutet das denn schon? Oder anders formuliert: Es gibt auch eine Ehrlichkeit in der „Lüge“, nämlich die damit verbundene Überschreitung von Grenzen der Konvention und der postulierten Wahrheit.
Arno Ritter
für das aut. architektur und tirol