Neubau, Umbau, Weiterbau
Forum empfiehlt, 06.02.2014
Neubau: so heißt der Wiener Gemeindebezirk mit der wahrscheinlich höchsten Dichte an Architekturbüros – und nicht etwa Umbau oder Ausbau. Das mag ein Kalauer sein, ist aber doch kein Zufall, hat mensch auch heute noch den Eindruck, als wäre (nicht nur) in Wien nennenswerte Bautätigkeit automatisch gleichbedeutend mit Neubauen. Diesen Anschein erweckt nicht nur die Architekturberichterstattung in den Medien; auch Universitätsprogramme bevorzugen Neubau-Aufgaben, obwohl doch europäische Städte großteils schon gebaut sind und somit Umbau, Zubau oder Sanierung ebenso relevante Bauaufgaben bilden.
Denn selbst wenn auf den ersten Blick auch heute noch das Neubauen die Königsdisziplin ist – fehlen nicht bis zu 10.000 Wohnungen pro Jahr? –, so stellt sich auch bei dem gegenwärtigen Ziel der Verdichtung der Stadt die Frage nach dem, was schon ist und was entstanden sein soll. Nachdem nicht immer eine neue Stadt auf der grünen Wiese gebaut werden kann, geht es um Veränderung von Bestehendem: Umbau des Speckgürtels, Zwischennutzung von Leerständen, Neuaufstellung von Gemeindebauten. Und da ist noch die "neue" Wertschöpfung urbaner Nostalgie: Wo das Bestehende kommodifiziert wird, geht das nicht selten mit Gentrifizierung und Vertreibung von Alltagskultur einher.
Jede Stadtteil-Entwicklung baut die bestehende Stadt um, von daher stellt sich die Frage, was für eine und für wen die "neue" Stadt ist, die da geschaffen werden soll. Jede gebaute Umgebung ist immer alt und neu zugleich, nachdem sie durch ihren täglichen Gebrauch stets erneuert und aktualisiert wird. Insofern ist auch jeder Tag ein aktiver Architekturtag - für jede_n StadtbewohnerIn.
Am 16. Und 17. Mai 2014 finden heuer die Architekturtage unter dem Motto Alt Jetzt Neu statt, die zu Orten spürbar reichhaltiger Schichtung von Architekturgeschichte(n) führen.
Eine Empfehlung!
von Gabu Heindl für die ÖGFA - Österreichische Gesellschaft für Architektur