Neue Kollektivitäten
Forum - anders als geWohnt, 06.02.2012
Was sich für den aufmerksamen Stadtbenutzer aktuell in vielen kleinen Beispielen als eine neue Form städtischen Zusammenlebens beobachten lässt, könnte den Wohnbau um Impulse bereichern, die erst auf den zweiten Blick, aber zwingend, auch mit dem Wohnen an sich zu tun haben. Zum Beispiel werden klassische Haushaltstätigkeiten erstens zum Gesellschaftsthema gemacht und zweitens in ein gemeinschaftliches Setting transferiert. Es wird öffentlich gestrickt, in trendigen Cafes an der Nähmaschine gesessen, interkulturell gemeinschaftlich gegartelt, in co-working spaces zusammen gearbeitet – atmosphärisch zwischen Wohnzimmer und Büro angesiedelt – und in der privaten Küche selbstgekochtes Mittagessen verkauft oder sonntags Kuchen im Hausgang. Die Stadt wird privater und die Wohnung öffentlicher, man individualisiert sich kollektiv und die Vielfalt an Lebensmodellen wird immer größer. Auf kreative Wohnbau-Typologien in Reaktion auf diese neuen Formen von Kollektivitäten warten wir in weiten Teilen Österreichs bisher vergeblich. ... Wohnst du noch oder lebst du schon?
Nicola Weber für das aut. architektur und tirol