Soglio
Forum empiehlt, 25.08.2014
Der Herbst steht vor der Tür und es könnte sein, dass man sich fragt, wohin man ein paar Tage fahren soll, wo man herrlich wandern, phantastisch essen, eine spannende Kulturgeschichte aufsaugen und architektonisch behutsame Interventionen ansehen kann. Ich empfehle das Bergell, genauer den wunderbaren Ort Soglio, wo der Architekt Armando Ruinelli neben knapp 160 anderen BewohnerInnen lebt und arbeitet. Dieser geschichtsträchtige Ort am „Endchen der Welt“, den der Maler Giovanni Segantini als „soglia del paradiso“ („die Schwelle zum Paradies“) bezeichnete und wo Rainer Maria Rilke im Hotel Palazzo Salis Inspiration suchte, ist umgeben von Kastanienwäldern und Gletschern, er spricht Italienisch und man lebt, kocht und trinkt auch in dieser Sprache. Inmitten dieser „prekären“ Idylle arbeitet Ruinelli und prägt subtil mit seinen Arbeiten das Dorf. Von einem Brunnen am Friedhof, in den Gedenktafel für Tote eingelassen sind, über Umbauten von Ställen, bis hin zu einem Wohnhaus mit Atelier, das sich selbstbewusst und fast unsichtbar in die steinerne Baulandschaft integriert, reicht sein Arbeitsfeld.
von Arno Ritter für das aut. architektur und tirol